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Von der AfD in die Neonazi-Szene

Dieser Text wurde veröffentlicht am:

27. Januar 2025

Am 18. Januar 2025 organisierte Ferhat Sentürk (Bürgerliche Allianz für Deutschland/Allianz NRW) eine extrem rechte Demonstration in Aachen. An der Veranstaltung beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 150 Personen. Wie der Journalist Michael Klarmann berichtete, hätten sich an der Versammlung Anhänger*innen neonazistischer Gruppierungen wie Jung und stark sowie Der Störtrupp beteiligt. Auch sei die AfD-Funktionär*in Gisela Ellgoth mitgelaufen.

Der rechte Medienaktivist Kevin Gabbe veröffentlichte einen Live-Stream von der Veranstaltung. In dem entsprechenden Mitschnitt waren Neonazi-Parolen zu hören, ein Großteil der anwesenden Rechten trat vermummt auf. In sozialen Medien kursieren Aufnahmen, auf denen Ferhat Sentürk mehrfach eine Geste macht, die im Kontext der Demonstration als Hitlergruß bewertet oder interpretiert werden muss. In der Spitze protestierten laut Polizei 7700 Menschen gegen den extrem rechten Aufmarsch, vereinzelt kam es zu Blockadeaktionen.


Ferhat Sentürk hatte bereits im vergangenen Dezember eine Neonazi-Demonstration in Berlin mitorganisiert: Unter dem Motto „Für Recht und Ordnung – Gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt“ liefen am 14. Dezember etwa 60 Personen mit szenetypischer Symbolik durch den Stadtteil Friedrichshain. Zu sehen waren dabei beispielsweise „White-Power“-Gesten, Reichskriegsflaggen, schwarze Sonnen sowie ein T-Shirt der neonazistischen Kleinpartei Der dritte Weg. Beobachter*innen konnten einige Teilnehmer*innen extrem rechten Gruppierungen wie Jung und stark sowie Deutsche Jugend voran zuordnen. Die Versammlung wurde von dem AfD-nahen Medienaktivisten Sebastian Weber (Weichreite TV) ins Internet gestreamt. Ferhat Sentürk inszenierte sich dabei als „Führungsperson“ der Veranstaltung, gegen die etwa 3000 Menschen protestierten.

Wie im Beitrag „Extrem rechte Medienformate“ berichtet wurde, betätigte sich Ferhat Sentürk in der Vergangenheit zunächst als Medienaktivist für die AfD. Noch im Oktober letzten Jahres organisierte er eine Veranstaltung mit der Jungen Alternative (JA) im Aachener Pontviertel, bei der es zu Zusammenstößen mit Gegendemonstrant*innen kam. Es folgte ein Zerwürfnis mit der Partei, Sentürk kritisierte diese für ihre Muslimfeindlichkeit und gründete die so genannte Bürgerliche Allianz für Deutschland. Über die Plattform X bewarb der frühere AfD-Anhänger anschließend die Demonstration vom 14. Dezember in Berlin-Friedrichshain – formal unter dem Organisationszusammenhang Aktionsbündnis Berlin-Brandenburg. In diesem Zusammenhang nahm Sentürk auch Bezug auf die Ereignisse in Aachen: „Die Aktion am Pontor wird am 14. Dezember revanchiert werden“, so Sentürk wörtlich am 09. Dezember in einem X-Beitrag.


Dass Aussagen wie diese im Vorfeld rechter Veranstaltungen auf Resonanzräume mit Gewaltpotenzial treffen, unterstreicht ein brutaler, rechts motivierter Angriff: Noch während der Anreise zur Veranstaltung des Aktionsbündnis Berlin-Brandenburg attackierten am 14. Dezember mehrere junge Rechte zunächst einen SPD-Infostand und dann auch hinzugerufene Polizist*innen im Stadtteil Lichterfelde. Eine Person aus dem SPD-Umfeld wurde am Boden liegend mit Springerstiefeln gegen Bauch und Kopf getreten. Wie der Tagesspiegel berichtete, wurde zudem ein Polizist mit einer Glasscherbe im Gesicht verletzt, ein weiterer habe eine Mittelhandfraktur erlitten. Es kam ferner zu rassistischen Beleidigungen. Gegen vier Tatverdächtige ergingen Untersuchungshaftbefehle. Ermittelt werde wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung, in Tateinheit mit tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte in besonders schwerem Fall, so der Tagesspiegel. Rund 100 Polizist*innen beteiligten sich am 27. Dezember an Hausdurchsuchungen, die offenbar im Zusammenhang mit dem Angriff auf den SPD-Infostand stehen. Ermittelt wird gegen acht Tatverdächtige zwischen 15 und 21 Jahren. Wie die Polizei mitteilte, stünden diese im Verdacht, Mitglieder von Deutsche Jugend zuerst zu sein. (at)

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