Rechte Medienaktivist*innen im RB Köln: Radikal und gut vernetzt
Dieser Text wurde veröffentlicht am:
28. August 2025
Wie bereits berichtet wurde betätigen sich im Regierungsbezirk Köln verschiedene Personen als extrem rechte Medienaktivist*innen. Im folgenden Artikel werden ein paar von ihnen vorgestellt, die bestens vernetzt sind.
In den letzten Jahren ist die islamfeindliche Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) wieder aktiver geworden. Sie konnte sich dabei u.a. auf das Engagement zweier Medienaktivist*innen im RB Köln stützen. Zu nennen ist hier die rechte Youtuber*in Yennyfer Inden (PatriotOnTour), die in der Vergangenheit immer wieder Veranstaltungen der BPE sowie des Aufbruch Leverkusen-Milieus um den Rechtsanwalt Markus Beisicht begleitete. Zuletzt streamte sie immer wieder live von Veranstaltungen der Alternative für Deutschland (AfD). Beispielhaft ist hier eine Veranstaltung zur AfD-Familienpolitik mit den Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen, Nicole Höchst und der Europaparlamentsabgeordneten Irmhild Boßdorf am 01. Juni in Euskirchen zu nennen. Ferner streamte Inden von einer Tagung der AfD im Kölner Gürzenich am 05. März und vom „populistischen Ascherfreitag“ der extrem rechten Partei am 07. März in Overath. Darüber hinaus streamte sie auch von Kundgebungen gegen die extreme Rechte, beispielsweise am 18. und 25. Januar in Düren. Am 02. Februar suchte Inden eine Demo gegen die extreme Rechte in Hückelhoven auf.
Der Kölner Felix Helleckes (reallifemitFelix) ist ein weiterer rechter YouTuber aus dem Umfeld der BPE. In der Domstadt sprach er beispielsweise bei BPE-Kundgebungen am 26. Oktober 2024 und am 15. März 2025. Am 19. Januar beteiligte sich Helleckes zusammen mit Cedric Krippner - von der damaligen AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) - an einer „Verteilaktion für Obdachlose“ in Köln. Außerdem filmte Helleckes am 29. Januar eine Aktion der extrem rechten Frauengruppe Lukreta, die ihren Ursprung in der sogenannten Identitären Bewegung hat. An der Aktion nahm auch Reinhild Boßdorf, Tochter der oben genannten AfD-Politikerin Irmhild Boßdorf, teil.
Hellecks ist inzwischen der AfD beigetreten und kandidiert für ein Direktmandat im Bezirk Ehrenfeld. Seit Bekanntgabe seiner Stadtratskandidatur streamt Helleckes immer wieder von AfD-Infoständen. In einem durch ihn selbst veröffentlichten Video von einem Infostand in Köln-Chorweiler am 28. Juni ist zu sehen, wie er eine Muslima bedrängt und diese zu Fall bringt. Helleckes veröffentlichte außerdem Videos von Demonstration gegen die extreme Rechte am 25. Januar in Köln. Hier kam es zu einem Störversuch seiner Begleitperson, welche ebenfalls dem BPE-Umfeld zuzurechnen ist. Am 08. Februar filmte er eine feministische Kundgebung vor dem Kölner Dom und am 08. März eine Demonstration zum feministischen Kampftag. Anscheinend war vielen Teilnehmenden nicht bewusst, dass sie von rechten Medienaktivist*innen wie Inden und Helleckes gefilmt oder interviewt wurden.
Ein anderes, aber nicht weniger radikales Milieu wird von Christian Schneider bedient. Bereits seit zehn Jahren betreibt der Kölner Medienaktivist sein Podcast- bzw. Vlog-Format Aethervox Ehrenfeld. Inhaltlich orientiert er sich dabei sowohl am Rechtslibertarismus als auch an der amerikanischen Alt Right. In seinem Format inszeniert er sich gemeinsam mit seinen Gästen als provokative und radikale Opposition zum vermeintlichen Mainstream. Und das, obwohl die Ästhetik und Ansprache von Aethervox Ehrenfeld eindeutig popkulturelle Bezüge aufweisen.
In stetiger Wiederholung wird in Schneiders Onlineformaten anhand unterschiedlicher Themen die Ablehnung staatlicher Strukturen und die rechtslibertäre Idee vom Recht des Stärkeren besprochen. Weiter wird abwertend über Frauen und queere Menschen geredet. Auf einem Foto, welches Schneider am 04. Januar 2023 bei Instagram teilte, posiert er mit einem augenscheinlich echten Sturmgewehr auf einem Schießstand. An anderer Stelle wird bei ihm behauptet, dass viel Testosteron dazu führe, dass Menschen rechts eingestellt seien. Rechts sein, sei also ein Zeichen von Männlichkeit. Für die Verbreitung dieser und ähnlicher Thesen nutzt Schneider verschiedene soziale Netzwerke. Die Aussagen werden von Schneiders Gästen bei Aethervox Ehrenfeld getätigt und gestützt. Diese sind radikal rechten Spektren zuzuordnen: so beispielsweise Miró Wolsfeld (unblogd), Paul Brandenburg (Nacktes Niveau), Michael Werner (Freiheitsfunken) und Ulrike Stockmann (früher WerteUnion, aktuell AchseDesGuten). Schneider ist sehr aktiv auf X und betreibt einen Online-Shop für Kleidung mit politisch einschlägigen Motiven.
Ein weiteres dezidiert extrem rechtes Medienformat wird seit April 2024 unter dem Label Nach Vorn' von Simon Thiele betrieben. Thiele war bis mindestens Februar 2024 nicht nur Mitglied in der Alte[n] Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn, sondern betätigte sich auch in der extrem rechten (und inzwischen aufgelösten) Revolte Rheinland. Habitus und Inhalte von Thieles Medienformat Nach Vorn' verwischen dabei gezielt Grenzen zwischen der ‚Neuen‘ und neonazistischen Rechten: So trat Thiele in seinen Videos bereits mit einem T-Shirt des Neonazi-Labels Kampfgeist vor die Kamera, verwendete NS-Vokabular („Volksgemeinschaft“) oder bediente sich verschiedener, antisemitischer Dogwhistles. Auch geht Thiele gezielt auf linke Demonstrationen um dort zu provozieren. So filmte er sich z.B. dabei, wie er Besucher*innen des CSD in Düsseldorf vor- und in die Irre führte, in dem er sich als linker Medienmacher ausgab. In einem weiteren Nach Vorn'-Video vom 04. März klingt zudem eine kaum verhohlene Bewunderung für die rechtsterroristische Silent Brotherhood um den Neonazi Robert Jay Mathews an. Die Silent Brotherhood/The Order verübte in den Vereinigten Staaten der 1980er Jahre Raubüberfälle, Bombenanschläge und einen antisemitischen Mordanschlag. Es kam zu zahlreichen Festnahmen und Verurteilungen. Thiele selbst wurde zuletzt im vergangenen September verurteilt, da er sich bei einer Aktion der sogenannten Identitären Bewegung im Jahr 2023 vermummte.
Die genannten Medienaktivist*innen wirken teilweise schon seit Jahren im Regierungsbezirk Köln und treiben Vernetzung und Diskurse verschiedener, extrem rechter Milieus voran. Ihre „Berichterstattung“ erfolgt dabei niemals „neutral“, sondern bedient immer Topoi und Ressentiments der jeweiligen Milieus in unkritischer, d.h. propagandistischer Art und Weise. Ziel dabei ist es, etablierte Medien mit ihren journalistischen Standards zu verdrängen und so eine extrem Rechte „Parallelgesellschaft“ zu schaffen. Es dürfte daher kaum ein Zufall sein, dass vor allem die AfD oft und gerne auf Medienaktivist*innen des rechten Vorfelds zurückgreift: So waren beim AfD-Event vom 05. März im Kölner Gürzenich nicht nur Felix Helleckes und Yennyfer Inden, sondern auch Sebastian Weber (Weichreite TV) anwesend. (at)