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Politiker*innen der AfD treffen Schweizer Neonazis

Dieser Text wurde veröffentlicht am:

14. Januar 2025

Die AfD-Politiker*innen Roger Beckamp und Lena Kotré referierten am 14. Dezember 2024 im schweizerischen Kloten vor rund 70 Teilnehmer*innen aus verschiedenen Spektren der extremen Rechten. Zuerst berichteten darüber Journalist*innen von „Correctiv“ und „Recherche Nord“.

Die Veranstaltung wurde demnach unter aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt – Interessent*innen mussten sich zunächst mit Lichtbildausweis und Videoanruf anmelden. Um dann an der Versammlung teilnehmen zu können, wurden sie zum Parkplatz des Militärflughafens Dübbendorf beordert, der als „Schleusungspunkt“ fungierte. Erst dort gaben die Organisator*innen den eigentlichen Veranstaltungsort bekannt: Das Restaurant „83NULLZWEI“ in Kloten. An der Durchführung der „Schleusung“ beteiligte sich „Recherche Nord“ zufolge der baden-württembergische AfD-Politiker Lars Brändlin.

Die Moderation der Veranstaltung übernahm Tim Demuth, der Beisitzer im baden-württembergischen Landesvorstand der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) ist. Immer wieder kamen die Referent*innen in Kloten auf das rassistische Konzept der „Remigration“ zu sprechen. Unter den Zuhörer*innen sollen sich nicht nur Personen aus dem Umfeld der Schweizerischen Volkspartei (SVP) befunden haben. Zu sehen gewesen sei auch Nicolas Rimoldi von der verschwörungsideologischen Gruppe Mass-Voll. Auffällig war ferner die Teilnahme von Personen aus dezidiert neonazistischen Zusammenhängen wie Junge Tat und der Schweizer Sektion des Blood and Honour-Netzwerks.

Die Junge Tat ist aus der extrem rechten Eisenjugend und der Nationalistischen Jugend Schweiz entstanden. Erkennungszeichen der Gruppe ist die Tyr-Rune, die bereits im Nationalsozialismus als Abzeichen der NSDAP-Reichsführerschulen genutzt wurde. Bei Hausdurchsuchungen von Kadern der Jungen Tat wurden in der Vergangenheit Kalaschnikows, Pistolen und Schrotgewehre sichergestellt.

Bei Blood and Honour handelt es sich um eine ältere, militante Neonazi-Struktur mit weltweit agierenden Sektionen in Europa, den Vereinigten Staaten, Südafrika und Australien. Die rechtsterroristische Organisationsplattform Combat 18 versteht sich dabei als „bewaffneter Arm“ von Blood and Honour und ist international für mehrere Morde und Bombenanschläge verantwortlich. Die deutsche Sektion des Blood and Honour-Netzwerks ist in Deutschland seit dem 14. September 2000 verboten. Am 23. Januar 2023 verbot das deutsche Bundesinnenministerium zudem Combat 18.

Roger Beckamp aus dem Rhein-Sieg-Kreis sitzt für die AfD im deutschen Bundestag. Für die Teilnehmer*innen der Vortragsveranstaltung in Kloten fand er im Nachhinein nur lobende Worte: In einer kurzen Videobotschaft in sozialen Medien bezeichnete Beckamp die Zuhörer*innen als „sehr angenehm“, „anständig“ und „differenziert“. Lena Kotré ist Landtagsabgeordnete der AfD in Brandenburg. Vor allem sie fiel bei der Veranstaltung mit radikalen Positionen auf: So forderte Kotré unter anderem eine „private Abschiebeindustrie“ und will unerwünschte Personen künftig mithilfe von „DNA-Proben und Sprachanalysen“ aus Deutschland ausweisen lassen. Insgesamt scheint sich die Alternative für Deutschland damit weiter zu radikalisieren: Während einer Rede auf dem AfD-Bundesparteitag am 11. Januar 2025 im sächsischen Riesa verwendete die frisch zur Kanzlerkandidat*in gekürte Alice Weidel den Begriff der „Remigration“ in zustimmender Weise. Mittlerweile wurde dieser auch offiziell ins abschließende Wahlprogramm der extrem rechten Partei aufgenommen. (at)

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