„Patriotische Wanderung“ mit extrem rechter Beteiligung
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25. November 2025
Am 03. Oktober 2025 versammelten sich etwa 200 Personen zu einer „patriotischen Wanderung“ am Bahnhof in Detmold, um von dort aus mit Deutschlandflaggen und nationalistischen Parolen zum „Hermannsdenkmal“ zu laufen. Die Versammlung wurde von der Polizei begleitet.
Beteiligt waren auch aktive Lokalpolitiker*innen der Alternative für Deutschland (AfD) wie Rewi Namo (AfD-KV Steinfurt) und Felix Herman Hampe (AfD-KV Lippe). Aus dem Regierungsbezirk Köln haben Rene Eyberg (AfD-KV Hürth/Rhein-Erft) und Cedric Krippner teilgenommen. Letztgenannter kandidiert inzwischen für den Bundesvorstand der neuen AfD-Jugendorganisation und hielt zeitweilig eine große Deutschlandflagge an der Demonstrations-Spitze.
Dabei war die „patriotische“ Demonstration gar nicht aus AfD-Kreisen organisiert worden: Verantwortlich für die Versammlung war laut einem WDR-Bericht Benedict Doege. Seit Juli 2025 ist Doege Stadtbezirksvorsitzender der Jungen Union Köln-Lindenthal. Er betreibt die queerfeindliche Instagram-Seite „gegendasgendern“, den Video-Podcast „stolzundvorurteile“ sowie einen Internet-Shop mit rechten Stickern, Bekleidung und Accessoires. Eigenen Angaben zufolge studiert er Deutsch und Geschichte auf Lehramt. Zwar distanzierte sich Doege vor und nach der Veranstaltung in Detmold von extrem rechten Positionen – die inhaltliche und organisatorische Stoßrichtung seines „Projekts“ ist dennoch deutlich: gegendasgendern ist ein antifeministisches und queerfeindliches Projekt, welches offenkundig verschiedene rechte Milieus anspricht. Deutlich wird dies nicht nur anhand der Demonstration vom 03. Oktober, sondern auch auf der Instagram-Seite von gegendasgendern: Doeges Projekt „folgt“ hier dezidiert extrem rechten Instagram-Profilen wie dem Magazin Krautzone, der extrem rechten Frauengruppe Lukreta sowie AfD-nahen Aktivist*innen wie Michelle Gollan (eingollan) oder Serge Menga. Auch die westfälische Neonazi-Szene kann sich mit den Aktivitäten von gegendasgendern identifizieren: Am 22. September warb die neonazistische Freischar Westfalen in sozialen Netzwerken für die Teilnahme an der Demonstration. Zudem kommentierte sie unter einem Instagram-Beitrag vom 28. Oktober zu Doeges Detmolder Versammlung zustimmend: „Nationalismus ist vollkommen in Ordnung“. Weiter haben laut Innenministerium „einige Rechtsextremisten aus Nordrhein-Westfalen“ an der Versammlung teilgenommen. Darunter u.a. der Anführer der Aktion Hermannsland, der zuvor mehrere Jahre bei den Jungen Nationalisten (JN) aktiv war.
Das Hermannsdenkmal ist vornehmlich ein touristisches Ausflugsziel, war aber schon seit jeher auch Aufmarschort der nationalistischen und extremen Rechten. Als drohend gegen den „Erbfeind“ Frankreich gerichtetes Nationaldenkmal im 19. Jahrhundert erbaut, versammelten sich in der Weimarer Republik fast monatlich Verbände aus dem rechtsradikalen Spektrum. Den Nationalsozialisten diente es als Objekt für ihre Propagandazwecke. Nach 1945 fungierte das Hermannsdenkmal der NPD sowie anderer extrem rechter Gruppen als Kulisse und wird nunmehr von der AfD für ihren völkischen Gegenentwurf zu einer vielfältigen Gesellschaft genutzt. 2018 sprach hier Björn Höcke auf dem „Hermannstreffen“, 2025 im Kommunalwahlkampf rief Hermann auf einem Plakat zur Wahl der AfD auf. Der Landesverband Lippe, Betreiber des Denkmals und Besucherzentrums wehrt sich gegen solche Instrumentalisierungen.
Gegen die „patriotische Wanderung“ hatten rund 300 Personen bei einer antifaschistischen Kundgebung am Detmolder Bahnhof protestiert. Der nordrhein-westfälische Landesverband der Jungen Union distanzierte sich von der Veranstaltung. Benedict Doege kündigte wiederum rechtliche Schritte gegen die kritische Berichterstattung des WDR an. (at)
